Der Bilstein Berg ruft

Bedeutende Historie rund um den Bilstein recherchiert von diversen Menschen u. A. von Joe Kelbel

Es wimmelt hier von “Rode-Orten”. Kleinalmerode, Hubenrode, Großalmerode. Sie alle sind Ortsgründungen durch Stifte, Klöster und weltlichen Herren aus dem 9.-12. Jahrhundert. Vorher war hier nichts, nicht einmal die Germanen waren hier. Es war ein unbesiedeltes Niemandsland zwischen den Stämmen, die Grenzen zwischen Hessen, Niedersachen und Thüringen.

Die Namensgebung des Bilsteins kommt aus dem keltischen und bedeutet „herausragend“ bzw. „über allem“ und weist namentlich zum Gott Belus (Baal).

Die rostrote Niestequelle, einem Zufluss der Fulda, entspringt hier. Ihre Farbe bekommt sie durch aus der Braunkohle ausgeschwemmten Eisensulfiden. Hier beginnt auch der ECO Pfad Archologie, der zu Orten der mittelalterlichen Glasherstellung entlang der Nieste hinunter zum gleichnamigen Ort führt. Hier oben im Wald gibt es riesige Müll- und Abraumhalden und solche aus dem Mittelalter. Sämtliche Glashütten und Halden sind geschützte Bodendenkmäler, denn es finden sich noch jede Menge mittelalterliche Werkzeuge und Kleidungsstücke in den Halden.

Braunkohle und Glasindustrie passen nicht zusammen. Widerspricht der gesamten Geologie. Hier gibt es dieses weltweit einmalige Zusammenspiel. Die Braunkohle ist sehr viel jünger als der Vulkanismus, der Quarze und Basalt hinterlassen hat. Aber die kristallinen Basaltsäulen stehen imposant über den mächtigen Braunkohleflözen, wenn sie noch da und nicht abgebaut wären, also die Braunkohle. Bis 1963 wurde die Kohle abgebaut. Die Steinbergseen sind Reste des Tagebergbaus.

Sehr sehenswert der alte Basaltbruch oberhalb der Zeche mit dem romatischen Plumsklo. Basalt kristallisiert sechseckig aus, wenn er denn Platz dafür hat. Hier stehen die Säulen in imposanten Reihen und bilden ein romantisches Plätzchen.

Über 100 Jahre lang wurde hier auch Alaun gewonnen. Wir alle kennen das blaue Zeug aus dem Chemiekasten, doch ganz früher wurden das Zeug genutzt, um Holz feuerfest zu machen, Häute zu gerben oder auch nur die Knetmasse herzustellen aus denen blaue Schlümpfe geformt wurden.

Die mysteriösen Geschichten um Frau Holle, deren Wanderpfad über den Bilstein geht, sind weitaus älter, als das durch die Brüder Grimm bekannt gewordene Märchen. Frau Holle war eine germanische Mutter- und Baumgöttin. Holda erwählte den Holunder als ihren Lieblingsbaum. Vielerorts brachte man dem Holunder auch Opfergaben, die bis hin zum Bierausschank reichten, um den Holunder bei guter Laune zu halten.

Der Bilsteinturm von dem man einen großartiger Blick hinüber zum Berggarten in Kassel mit dem Herkules, dann weiter zum Brocken und in den Thüringer Wald hat, brachte den Bilstein ins Weltgeschehen: Die Kaisergemahlin Auguste Victoria besuchte den Turm. Die Kaiserfamilie verbrachte jedes Jahr den Sommer, oder wenn es mal wieder politischen Zoff gab, die Zeit in Schloß Wilhelmshöhe in Kassel. Und am 6.  August 1907  setzte sich die Königin von Preussen  in den zitronengelben, offenen Daimler, um sich zum sagenhaften Bilstein fahren zu lassen.